
Was war das Wohnlager Frohnau?
Das sogenannte "Wohnlager XX Frohnau" war ein Zwangsarbeiterlager der Berliner Stadtverwaltung unter dem Oberbürgermeister und der Haupttiefbaudeputation. 1941 begann der Bau, das Lager wurde aber bis Kriegsende nie ganz fertiggestellt. Irgendwann 1942-1943 wurde es trotzdem in Betrieb genommen. 1944 wurde das Lager als Arbeitserziehungslager (AEL) von der Gestapo genutzt, danach wurde es bis Kriegsende neben der Unterbringung von Zwangsarbeitern als Lager für Italienische Militärinternierte genutzt.
Auf dieser Projektseite finden sich aktuell folgende Beiträge (es werden laufend neue Beiträge eingestellt und alte ergänzt bis dieser Abschnitt meiner Website vollständig ist, also wer Interesse an die Geschichte des Wohnlager Frohnau hat kann einmal die Woche vorbeischauen um auf den aktuellsten Stand zu sein):
Fotos vom Wohnlager Frohnau
Für eine Nutzung, Kopie oder Weitergabe dieser Fotografien bitte eine Nutzungsgenehmigung beim Stadtarchiv Hennigsdorf einholen
Quelle: Stadtarchiv Hennigsdorf, B/008/A, S/097, 5




Karte vom Lagergelände
Ich habe einen Grafiker damit beauftragt, anhand von Luftbildern, schriftlichen Details zu den Gebäuden und Aussagen von Zeitzeugen eine Karte des Lagergeländes zu erstellen. Diese Karte befindet sich in meinem Besitz und ist vom Urheberrecht geschützt, eine Nutzung oder Weitergabe erfordert meine ausdrückliche und schriftliche Einwilligung!

Geschichte des Wohnlagers Frohnau
Die Geschichte des sogenannten „Wohnlager Frohnau“ begann als der damals amtierende Berliner Oberbürgermeister Ludwig Steeg und die ihm unterstandene städtische Verwaltung im Jahr 1941 die Errichtung von insgesamt sieben „Wohnlager für auswärtige Arbeiter“ planten. Es waren Zwangsarbeiterlager, in denen insbesondere in der Anfangszeit auch freiwillig angeworbene Zivile Arbeitskräfte und im späteren Kriegsverlauf auch viele Kriegsgefangene sowie Italienische Militärinternierte untergebracht wurden. In Frohnau wurde eines dieser Wohnlager an der Hennigsdorferstraße, heute Neubrücker Straße, errichtet Für Planung, Genehmigung und Bau war die Behörde des Generalbauinspektors (GBI) für die Reichshauptstadt unter Albert Speer beteiligt. Der Oberbürgermeister bat den GBI um eine „beschleunigte Zustimmung“ zur Nutzung des ausgesuchten Geländes. Man wollte mit dem Bau dieser städtischen Wohnlager schnellstmöglich beginnen. Nachdem die Standorte der sieben geplanten Wohnlager zugestimmt wurde, trat das von der Stadt neu errichtete „Schnellbahnbauamt“ in Aktion, welches Zuständig war für die Koordination solcher Baumaßnahmen. Die Fertigstellung des Frohnauer Lagers sollte am 1. Dezember 1942 erfolgen, was aber nie erreicht wurde. Die Bauarbeiten begannen bereits im gleichen Jahr unter der Leitung der Firma Arthur Hackland GmbH, und das Wohnlager wurde erstmals im Fernsprechbuch der Reichspostdirektion für Berlin im Nachtrag der Ausgabe 1941 als „Lager Frohnau-Nord“ erwähnt. Der genaue Zeitpunkt der Eröffnung ist unbekannt, ein Todesfall aus dem Jahr 1942 (?) ist ein Hinweis darauf, dass mindestens seit 1942 bereits fertiggestellte Gebäude zur Unterbringung von Zwangsarbeitern oder Freiwilligen Zivilarbeitern genutzt wurden. Geplant war eine Kapazität von 2.500 Personen, bis Kriegsende würden aber nicht mehr als 1.000 Zwangsarbeiter dort gleichzeitig untergebracht.
[Platzhalter]
[Fortsetzung folgt]
Bezeichnungen und Funktionen des Wohnlager Frohnau
(Bekannte Bezeichnungen, Adressbeschreibungen und Funktionen)
Neben seiner offiziellen Bezeichnung als „Wohnlager XX Frohnau“ bzw. „Städtisches Wohnlager der Reichshauptstadt Frohnau“ wurde es häufig einfach als „Wohnlager Frohnau“ oder „Lager Frohnau“, gelegentlich auch als „Frohnauer Lager“, bezeichnet. Manchmal wurde der Wohnort von Zwangsarbeitern aus diesem Lager nur als „Berlin-Frohnau“ bzw. „Frohnau“ angegeben, in solchen Fällen kann aber i.d.R. davon ausgegangen werden, dass das Frohnauer Lager als Wohnort gemein war.
Die Adresse des Lagers war offiziell sehr wahrscheinlich die Hennigsdorferstraße 27 (heute Neubrücker Straße). In den Briefköpfen und Stempeln der Lagerverwaltung wird nur die Straße ohne die genaue Adressangabe genannt. Die geringe Bebauung dieser Gegend machte eine solche Angabe wahrscheinlich überflüssig. Vielleicht ist diese Hausnummer auch ein Hinweis auf eine langfristig geplante Nutzung des Wohnlagers. Es finden sich zwei Varianten des Straßennamens in zeitgenössischem Schriftgut: Hennigsdorfer Chaussee und Hennigsdorfer Weg. In den ersten Nachkriegsjahren wurde die Bezeichnung „am Alten Wohnlager“ benutzt.
Wie in den anderen Zwangsarbeiterlagern des Deutschen Reiches üblich wurden in Briefen und Paketen an die Zwangsarbeiter*innen auch die Baracken- und Stubennummer genannt. Interessanterweise findet sich in einem Brief adressiert an eine unbekannte Person die Adresse „Wohnlager I Baracke 3 Stube II, Hennigsdorferstraße“. Die Bezeichnung „Wohnlager I“ könnte ein Hinweis für eine zweigeteilte Nutzung des Lagers sein, beispielsweise das dieser Brief 1944 versendet wurde, als das Lager in einem Zwangsarbeiterlager und einem Arbeisterziehungslager getrennt war. Eine Erwähnung dieser Nummerierung konnte in den Verwaltungsdokumenten nicht ermittelt werden. Vielleicht bezieht sich diese Nummerierung auch auf die Bezeichnung des AEL als „Lager I Hennigsdorfer Straße“
[Text zu den Funktionen des Lagers wird noch eingefügt]
Quellen:
Adressbezeichnungen wurden den diversen Verwaltungsdokumenten und anderem ausgewertetem Schriftgut entnommen
Adresse auf einem Brief eines Zwangsarbeiters: Luc Larrignon, Jean, 2021. Qui pourra m’aider à identifier ce camp en Allemagne?. In: Histoire-Généalogie magazine-web [Online-Forum]. 2013 [Zugriff am 29.01.2024]. Verfügbar unter: https://www.histoire-genealogie.com/Qui-pourra-m-aider-a-identifier-ce-camp-en-Allemagne?lang=fr
Bau von vier Meileröfen im Wohnlager Frohnau
Die einzige Ausnahme bei der sehr lückenhaften Überlieferung von Informationen über die Errichtung des Wohnlager Frohnau ist ein Bauvorhaben vom Jahr 1945, dessen Antrag noch überliefert ist. Der Bauantrag ist datiert auf den 27.12.1944, als die Abteilung Wohnlagerbau des Oberbürgermeisters von Berlin bei der Oberbauleitung Berlin III der Organisation Todt (O.T.) einen Antrag auf Ausnahme vom gesetzlichen Bauverbot einreichte. Das geplante Bauvorhaben war die Errichtung von vier Meileröfen des Systems „Neuroofen“ im Frohnauer Lager, zur „Herstellung von Holzkohle für Rüstungsbauten im Bereich der OT Bauleitung Berlin III“, unter der Kenn-Nummer II/III A 3013(A). Der Bau sollte geschätzte 8 Wochen dauern, 10.000 RM kosten, die Ausmaße wurden mit 420 „Tagewerke“ angegeben. Als Arbeitskräfte wurden benötigt 2 Maurer, 2 Zimmerer (diese wurden nur für 1 Woche statt 8 Wochen der Bauzeit benötigt), 2 Zement- und Betonarbeiter, 2 Bauhilfsarbeiter, 3 sonstige gelernte und ungelernte Arbeiter. Die Arbeitskräfte wurden bauseitig zur Verfügung gestellt. Als Baustoffbedarf wurde angegeben: 40 Kg Baueisen, 60 Kg Bleche, 5 cbm Schnittholz, 1 fm Rundholz, 1,5 t Zement, 7000 St. Schamottesteine, 5000 St. Hintermauersteine, 70 qm Dachpappe, 120 Kg Dieselkraftstoff, 80 Kg Vergaserkraftstoff; 14 t Kies, Sand, Splitt, Schotter. Unterzeichnet wurde der Bauantrag vom Stadtbaurat Langer
Q: Bundesarchiv [Signatur wird noch ergänzt]
Das Volkssturm-Bataillon 3/619
In einem der nicht fertiggestellten Wohnbaracken des Wohnlager Frohnau wurde ab einem unbekannten Zeitpunkt das Volkssturm-Bataillon 3/619 stationiert. Ihr Standort wurde als „W.B.J.-Lager“ an der Hennigsdorferstraße in Frohnau, in „Steinbaracken“ bezeichnet. Das Bataillon war als Reserve dem Befehlshaber des „Verteidigungsbereiches Berlin“ Generalleutnant H. Reymann unterstellt [Q: Grundsätzlicher Befehl zur Verteidigung der Reichshauptstadt]. Bevor das Bataillon die Nummerierung 3/619 aufwies, wurde es als das „Volksturm-Bataillon O.T.“ bezeichnet. Führer und Unterführer des Bataillons nahmen 1945 an einem Training für Panzernahbekämpfung, Verteidigung sowie Gegenangriff im Straßenkampf und in Tarnung teil [Q: BA RH 53.3.37 Blatt 170]. Die Organisation Todt hatte zwar eigene Wach- und Sicherungseinheiten, aber i.d.R. keine Kampfeinheiten. Vermutlich wurden irgendwann im Jahre 1944 oder Anfang 1945 die im Lager stationierten Männer der Organisation Todt in einen Volkssturm-Bataillon integriert. Die Nummer 3/619 bedeutet das es die Kompanie 3 des Volkssturm-Bataillons 619 war, ein Bataillon hatte i.d.R. über 300 Soldaten. Der Volkssturm übernahm nach seiner Stationierung im Wohnlager die Aufgabe der Sicherung und Bewachung des Lagers. Es sind keine Kampfhandlungen im oder beim Lager überliefert, nur Auseinandersetzungen zwischen der Hitlerjugend und sowjetischen Panzern auf den Stolper Feldern. Der Verbleib des Bataillons oder der Frohnauer Kompanie ist unbekannt, das Rote Kreuz verzeichnet aber mehrere Vermisste Volkssturmmänner aus dem Bataillon [Q: ?].
Dokumente der Lagerverwaltung
Verschiedene Dokumente der Frohnauer Lagerverwaltung aus den Online-Beständen der Arolsen Archiven (Galerie noch unvollständig, wird aktualisiert. Übersicht der Signaturen bzw. Quellenverzeichnis erfolgt noch)
Für Ansicht mit detaillierter Bildbeschreibung auf das Bild unter dem Text klicken!
Das Lagergelände in der Gegenwart
Bericht über eine Begehung des Lagergeländes
Am 24.3.2021 wurde im Auftrag des Brandenburgischen Landesdenkmalamtes und auf Initiative des Hohen Neuendorfer Heimatforschers Matthias Salchow eine Begehung des ehemaligen Lagergeländes durchgeführt. Um 10 Uhr gingen er und zwei ehrenamtliche Personen versehen mit Metalldetektoren sowie Spaten und durchsuchten das Gelände ungefähr drei Stunden lang. Neben vielem neuzeitlichen Müll wurden auch Fundstücke aus dem Wohnlager entdeckt, oder Objekte aus der Nachkriegszeit.
Nennenswerte Funden waren:
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Zwei Hülsen von Signalraketen der NVA
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Das Glied einer Panzerkette
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Ein Stahlstück mit Griff
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Fragmente eines metallischen Tellers mit Ornamenten
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Kleines Glasfläschen mit Französischer Aufschrift
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Ein mysteriöses Kabelende
Es konnte außerdem die Erkentniss gewonnen werden, das vermutlich die letzten Ruinen des Lagers von den Grenztruppen gesprengt wurden, da sich mehrere Krater fanden die mit dem Schutt zugeschüttet wurden. Dies ist zum aktuellen Zeitpunkt aber nur eine unbestätigte Vermutung.
Q: E-Mails von Herrn Salchow / Prospektionsauftrag des Landesdenkmalamtes Brandenburg [unveröffentlicht]
Wo die Zwangsarbeiter arbeiteten
Eine Liste aller zum aktuellen Zeitpunkt namentlich bekannten Firmen die Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau beschäftigten:
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Firma Reime in Berlin W8, Mohrenstraße 82
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Firma O. Reime in Berlin S.W.11, Tempelhoferstraße 36
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Firma Bernolt Benn in Berlin N.W. 7, Albrechtstraße 14
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Firma Dunkel, in Berlin-Wedding [Adresse unbekannt]
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Firma Zapke und Zimmerman in Berlin-Charlottenburg, Spandauer Chaussee 9
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Firma Bumm in Berlin-Waidmannslust, Waidmannslusterdamm 114
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Firma Kretschmer in Berlin 55, Greifswalderstraße 183
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Firma Stock in Berlin-Hermsdorf, Falkentalersteig 7
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Firma Kripps in Berlin-Waidmannslust, Waidmannslusterdamm 149
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Firma Georg Schröder in Berlin-Pankow, Berlinerstraße 83
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Firma Schmidt in Berlin N. 65, Müllerstraße 118
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Firma Schlenzic in Berlin-Wilmersdorf, Detmolderstraße 53
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Firma Hesse in Berlin-Wilmersdorf, Kurfürstendamm 8
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Firma Wahn in Berlin-Wilmersdorf, Güntzelstraße 35
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Firma Heinrich und Sohn in Berlin-Lichtenberg, Bernitzstraße 29
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Firma Lassan [Adresse unbekannt]
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Firma Köhler Jos. in Berlin-Reinickendorf, Hoppestraße 17
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Firma Wunning [oder] Warning und Glamann in Berlin-Pankow, Thulestraße 35
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Firma W. Rutsch in Berlin-Lichtenberg, Riederstraße 50
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Firma Oramer in Berlin-Wilmersdorf [Adresse unbekannt]
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Firma Lieske in Berlin-Karlshorst, Bukowweg 4
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Firma Hertig in Berlin S.O. 36, Dieselufer 30
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Firma Sprieske [Adresse unbekannt]
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Firma O. Reime in Berlin N.W. 7, Albrechtstraße 17
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Firma Baumann in Berlin-Waidmannslust, Waidmannslusterdamm 116
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Firma Koeppen in Berlin-Karlshorst, Lehmdorfstraße 74
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Firma Carl Schmidt Hoch-, Tief- und Eisenbeton-Bau in Berlin-Pankow, Schönholzerstraße 4
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Firma Udig in Berlin-Heiligensee [Adresse unbekannt]
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Firma König in Berlin-Frohnau [Adresse unbekannt]
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Stadtgut Stolpe
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Firma BVG (Berliner Verkehrsbetriebe)
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Dachdeckermeisterei Max Ruhle in Reinickendorf-West an der Schillingstraße
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Firma Hannemann KG in Berlin-Frohnau an der Minheimer Straße 48-50
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Firma BEMAG (Berliner Müllabfuhr Aktiengesellschaft)
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Diverse Flakbatterien in Berlin und Brandenburg (Flakdivision Nord)
Q: Viele der Namen finden sich im Online-Archiv der Arolsen Archive unter dem Bestand 2.3.5.1. "Belgischer Katalog über Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager in Deutschland und besetzten Gebieten" in den Akten über "Berlin". Weitere Namen fanden sich in einer Vielzahl an unterschiedlichen Dokumenten und Akten aus den Arolsen Archiv
In den folgenden Texten wird auf manchen der oben aufgelisteten Betrieben genauer eingegangen, sofern Informationen ermittelt werden konnten:
Der Betrieb "Dachdeckermeisterei Max Ruhle" nutzte Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau für Dachreperaturen, welche insbesondere durch die Bombenangriffe auch die Reichshauptstadt verursacht wurden. Zwei namentlich bekannte Zwangsarbeiter, die dort angestellt waren:
der Belgier Albert Timmermann, geboren am 23.7.1919
der Belgier Ludwig Beeckmanns, geboren am 14.8.1914 [Name vielleicht auch Louis Beeckmanns, nicht klar erkennbar]
Sie wurden beide im November 1944 dem Dachdeckerbetrieb zugewiesen, sie arbeiteten vorher bei der BVG, welche diese auf Anweisung des Amtes für Fliegersachschädenbeseitigung für den Dachdeckermeister freigeben musste
Quelle: [Signatur Arolsen Archives einfügen]
Der Lagerarzt
Der Lagerarzt des Wohnlagers Frohnau war Dr. Werner Knappe. Sehr warscheinlich gab es noch Sanitäter, vielleicht auch weitere Ärzte und Krankenschwester, die im Lager angestellt wurden, Details hierzu sind aber unbekannt.
Dr. Werner Knappe war mindestens von 1943 bis 1944, warscheinlich bis Kriegsende, der Lagerarzt. Er hatte eine Praxis in Berlin-Frohnau am Zeltinger Platz 2-4. Er stellte u.a. die Atteste für die Zwangsarbeiter aus, auch für die Insassen im Gestapo-Lager 1944. Auch die Arbeitsunfähigkeit wurde von ihm bescheinigt. Ein Ärztliches Schreiben von Dr. Knappe mit seinem Poststempel ist noch überliefert und findet sich in der Personalakte eines Zwangsarbeiters von der BVG. [Quelle einfügen]

Lagerverbindungsmänner
Wie in den meisten großen Zwangsarbeiterlagern wurden auch im Wohnlager Frohnau sogenannte "Lagerverbindungsmänner" für einzelne "Volksgruppen" eingesetzt. Diese Gruppen wurden innerhalb der Lager in Heim- und Stubengemeinschaften zusammengefasst. Zusätzlich zum Lagerverbindungsmann wurden i.d.R. ein Untergruppenverbindungsmann und ein Heimältester oder Stubenältester eingesetzt [1].
Details zu dieser Praxis im Frohnauer Zwangsarbeiterlager sind leider unbekannt, mit Ausnahme des "Betriebsverbindungsmann für die Wallonnen". Der Belgier Jean Bogaerts wurde zur Ernennung für die im "städtischen Wohnlager Frohnau" untergebrachten Männer von der Wallonischen Verbindungsstelle der Deutschen Arbeitsfront, Gau Berlin, vorgeschlagen [2].
Auch andere Verbindungsstellen kümmerten sich um die Angelegenheiten der Zwangsarbeiter in den städtischen Wohnlagern. So existierte u.a. eine Flämische, Ukrainische, Slowakische und Dänische Verbindungsstelle im Gau Berlin.
Anmerkung: Von der DAF (Deutschen Arbeitsfront) war zuständig für das Wohnlager Frohnau der Kreisobmann der Hauptstelle Arbeitseinsatz der Kreisverwaltung VI der DAF-Gauverwaltung Berlin. Die Dienststelle fand sich in Berlin-Reinickendorf-West an der Berliner Straße 97-100
Quellen:
[1] Dissertation "Die nationalsozialistische Arbeitseinsatzverwaltung und ihre Funktionen beim Fremdarbeiter(innen)einsatz während des Zweiten Weltkrieges" von Ute Vergin, Osnabrück 2008
[2] Dokumente ohne zugeordnete Signatur [Personalakte der BVG des Zwangsarbeiters Jean Bogaerts] 2.2.0.1./02010501013/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Zwangsarbeit in Frohnau und Stolpe
Neben dem Wohnlager Frohnau wurden auch in Privatunterkünften und Firmen in Frohnau Zwangsarbeiter untergebracht oder beschäftigt. Die Invalidensiedlung beschäftigte, ohne Bezug zum Wohnlager Frohnau, mehrere Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Auch das nahe Waldkrankenhaus am Hubertusweg 41, heute der Künstlerhof Frohnau, beschäftigte Spanische, Deutsche und Jugoslawische Zwangsarbeiter. Die Firma Hannemann KG an der Minheimer Straße 48-50, welche Regler herstellte und circa 50 Russische Zwangsarbeiter beschäftigte und beherbergte. Auch Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau waren bei Hannemann beschäftigt. Die Gewürzmühle Frohnau an der Remstaler Straße 12 beschäftigte 10 Belgische Zwangsarbeiter. Der "Neue Gutshof Frohnau" beschäftigte und beherbergte Polnische Zwangsarbeiter. Die Firma König in Frohnau, die Adresse ist unbekannt, beschäftigte Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau.
Im angrenzenden Dorf Stolpe, das Wohnlager Frohnau war innerhalb der Dorfgrenzen, wurden in der Stolper Flak Russische Kriegsgefangene eingesetzt und warscheinlich auch untergebracht. Im Stadtgut Stolpe wurden Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau eingesetzt.
Dirtpark "Strawberry Trails"
Anfang der 2000er Jahre wurde auf einem Bereich des ehemaligen Lagergeländes zwischen den Stolper Feldern und dem Mauerweg ein Dirtpark errichtet, die "Strawberry Trails". Am Anfang waren es nur Rampen, das Areal wurde aber sukzessive ausgebaut und erweitert und ist heutzutage ein beliebter Anlaufpunkt für Dirtbike-Fahrer. Außerhalb des mit Bauzäunen umrandeten Dirtparks findet sich, ebenfalls auf dem Lagergelände ungefähr dort wo sich früher das Heizkraftwerk befand, eine Ansammlung kleinerer Rampen und Vertiefungen, dieses Areal dient als Dirtbike-Strecke für Anfänger und Interessierte.
Fluchtversuche
Ich konnte folgende Fluchtversuche aus dem Wohnlager Frohnau ermitteln (Liste wird laufend aktualisiert bis alle Quellen ausgewertet wurden):
Der Belgier Classens Guiliaume erschien am 19.9.1944 nicht auf der Arbeit (er war bei der BVG angestellt). Den Vorfall meldete der Betrieb und die Frohnauer Lagerverwaltung an die Berliner Gestapo. Der Ausgang des Fluchtversuches und Verbleib des Belgiers ist unbekannt [Quelle einfügen]
Der Belgier Gustaaf De Clereq wurde nie offiziell als Fluchtversuch gemeldet. Er wurde am 13.3.1945 als vermisst gemeldet. Eine Mitteilung vom 23.3.1945 bestätigte, das er weiterhin als Vermisst gilt. Er wurde als Heizer bei der BVG angestellt, sein Schicksal ist unbekannt [Quelle einfügen]
Strafmaßnahmen gegen die Frohnauer Zwangsarbeiter
Ich konnte folgende Strafmaßnahmen gegen Zwangsarbeiter aus dem Wohnlager Frohnau ermitteln, die nachweisbar erteilt wurden (Liste wird laufend aktualisiert bis alle Quellen ausgewertet wurden):
Diebstahl Armand Bienfait [Text muss noch eingefügt werden]
Maurice Soen
Der Belgier Maurice Soen wurde von der BVG nach mehreren Dienstversäumnissen gekündigt, da sie nur "vollwertige Arbeitskräfte gebrauchen können". In der entsprechenden Mitteilung wurde empfohlen, den Belgier entweder in einem anderen Betrieb zu verlegen oder, was als bessere Option von der BVG dargestellt wurde, der Berliner Gestapo zum "Gewahrsam" auszuliefern.
[Quelle: Dokumente ohne zugeordnete Signatur (Personalakte der BVG des Zwangsarbeiters Maurice Soen), 2.2.0.1./ 131079011/ITS Digital Archive, Arolsen Archives]
Opferbuch
Im folgenden eine noch unvollständige Liste der namentlich bekannten Zwangsarbeiter im Wohnlager Frohnau. Ich bitte um Kontaktaufnahme bei Fragen oder Anregungen. Solten Sie Interesse an einer bestimmten Person haben oder einen Vorfahren finden, nehmen Sie ebenfalls Kontakt auf.
Folgende Daten enthalten:
[Vorname] [Nachname]
[Geburtsdatum]
[Geburtsort]
[Name] [Last Name]
[Birthday]
[Birthplace]
Stand 05.11.2024
Belgien / Belgium
Rene Verneulen
04.01.1903
Zweregke
August Dopreter
28.03.1913
Brüssel
Leo Van Wayerberghe
21.03.1922
Sommerhen
Albert Van Koppenberghe
23.03.1922
Sommerhen
Leonhard Desmet
19.05.1922
Herinnes
Ludwig Van Bever
11.09.1901
Gent
Peter de Borgher
17.01.1909
Putte
Gerhard Mestdag
03.07.1924
Summergen
Iwan de Westgawer
29.10.1925
Mariakirche bei Gent
Henry Asnot
20.08.1903
Deurne-Noord
Maurice Soen
13.02.1921
Meenen
Roberst Descans
27.08.1910
Lüttich
Emil Peremans
20.09.1921
Enghien
Albert Bernaerts
16.03.1920
Leopoldsburg
Leo Degans
05.06.1920
Wasmes
Gabriel V. Hoy
11.09.1915
Courcelles
Leonhard Meus
15.04.1923
Leopoldsburg
Franz Nossent
29.06.1921
Mechelen
Leo Noulet
13.06.1896
Fontenoy
Martin Olefs
06.11.1900
Tongeren
Jean Nuyen
17.03.1895
Turnhout
Georges Roland
05.09.1902
Quergqniom [?]
Louis Ronse
11.04.1903
Antwerpen
Gerard Schorreal
28.04.1910
Brugge
Constant Smet / Smet Constant
31.08.1920
Beverem Waes
Gustaaf Smets
27.12.1923
Antwerpen
Leon Spaillier
14.12.1921
Namur
Octave Sterchx
29.09.1902
Lokeren
Ildefonz Terryin
28.12.1922
Emelgem
Oktov Terryin
01.11.1903
Gentbrugge
Gustaaf Teurelick
15.03.1912
Antwerpen
Adrica Thielemans
19.12.1899
Oosthofen ber Turnhout
Albert Tondeleer
26.05.1920
Charleroi
Albert Timmermann
23.07.1919
Vataren
Alfons Tranaert
19.09.1912
Gostende
Andrea Veralst
20.03.1916
Antwerpen
Omer Bachez
04.01.1917
Bautaques
René Bailliu
04.07.1923
Antoinj
Georges Cabosart
15.05.1922
Aisenau
Albert Carton
28.03.1924
Tonges Notre
Aime Clement
24.01.1901
Braine l'Alleud
Leon Couldon
24.10.1902
Marbais
Lodewijk Clissen
16.11.1921
Tongerloo
Robert Bayens
13.12.1924
Schaerbeek
Theophiel Buyle / Theophil Buyle
11.10.1923
Laarne
Benediktus Bayens
05.09.1904
Berlaere / Berlaerze
André Boodts
07.03.1923
Gilles-Waes
Alphonse De Roeck / Alfons De Roeck
03.08.1909
Melseele
Lodewijk Prins
03.04.1907
Ryckevorsel
Richard Andries / Andries Richard
20.02.1900
Hingene
Jean De Vlieger
04.06.1912
Bugenhout
Florent Veraterren
18.09.1890
Agilles Waes
Jules De Backer
24.12.1919
Borgerhout
Eugéne Dom
05.09.1904
Kessel [?]
Pierro Van de Velde
10.07.1903
Herselt
Jorris Van Lanken
08.04.1923
Nazareth
Raymond Antonidsen / Raymond Antonissen
07.12.1919
Bogerhout
Roger Bamelis
08.12.1920
Beveren / Yzer.
Becu Gerard
29.03.1912
St. Kruis
Neel Beke
07.09.1924
Meenen
Armand Bienrait / Armand Bienfait
14.02.1915
Ghlin
Jan Bogaerts / Jean Bogaerts
08.02.1920
Laeken
Jois Boy / Joseph Boy / Jos Boy / Jois Boiy / Joseph Boiy / Jos Boiy
18.02.1923
Merxem
Jan Huygens
19.09.1910
Brüssel
Henri Roggermans
01.06.1944
Ruysbroeck
Firmin Sterkendries
03.01.1924
Tienen
Emiel Alleman
29.06.1921 / 29.07.1921
Ypern
Raymond Berger
02.11.1921
Couillet
Viktor Boucher / Victor Boucher
09.03.1921
Papigignies
Roger Berten
11.09.1923
De Panne
Frans Adriaensen / Franz Adriaensen
18.07.1921
Rijkavorsel
Maurice Beugnies
29.09.1903
Jemappes
Marcel Van Gheluwe
17.08.1920
Westherka [?]
Louis Beeckmans
14.08.1914
Halle (Belgien)
Davelaar Hendrik / Hendrik Davelaar
27.06.1910
Vleuten Kreis Utrecht
Louis Claessens
29.06.1917
Ranst
Marius Claus / Claus Marius
20.09.1924
Monse
Antoine Dame
29.12.1920
Roisin
Aeséne Cappon
11.02.1921
Zedergnen / Zedergnem
Max René
24.05.1921
nicht lesbar [?]
Julien Van Laecke
16.05.1921
nicht lesbar [?]
Frans Claes / Franz Claes
19.09.1922
Mol [?]
Lucien Claes
09.07.1922
Merenthals
Jacques Christiaens
11.11.1921
Thielrode
Lucien Caytan
13.02.1914
Veurne
Robert Cailleaux
22.05.1924
Quaregnon
Gilbert Ceulemans
19.07.1921
Chatelet
Ghislain Coulonval
21.11.1023
Nadme
Robert Claeys
31.12.1923
Adelem
Frans Lodewyckse / Franz Lodewyckse
05.07.1920
Lier
Michel Kazmierczak / Michael Kazmierczak
08.09.1912
Dortmund
Christiaens Jacques
11.11.1921
Thielrode
Frans Climan / Franz Climan
02.10.1919
Anvers
Charles Cools
03.03.1920
Brüssel
Vital Jenet / Jenet Vital
08.04.1922
Arquennes
Jansens Roger / Roger Jansens
27.08.1924
Marke
Augustin Jacoby
26.11.1919
Philippeville
Polen / Poland
Joseph Sabateurski
14.07.1911
Rosine (Polen)
Adam Kiljanski
24.09.1902
Warschau
Michel Kazmierezak / Michael Kazmierezak
08.09.1912
Dortmund [?]
Dänemark / Denmark
Egil Hansen / Eigil Hansen
11.05.1924
Horup
England
Alfred Bogaerts
12.12.1922
New Castle (England)
Auch als Niederländer oder Belgier bezeichnet!
Frankreich / France
Leon Cattiau
12.01.1921
Vallencienes
Armille Berdal
29.03.1912
La Bouverie
Pierre Tison
15.02.1926
Valencienes
Raymond Vandenacker
22.03.1922
Lille
Raymond Petit
08.08.1907
Prouvy
Alfred Doye
31.01.1925
Onnaing
Guy Lümmens
25.07.1922
Paris
Marius Teeten
12.11.1920
Amboutscappel (Nord)
Henry Moerman
25.01.1904
Roubaix
Jean Brocquet
14.04.1921
Calais
Henri Couvent
02.02.1921
Aulnoye
André Deplanque / André Deplangue
15.05.1924
Roubaix
Valère Bette / Valère Beth
20.05.1921
Messlin L'Eveque
Robert Bayot
19.04.1921
Unbekannt
Joanne De Gendt
06.04.1906
Unbekannt
Claude Herphelin
30.12.1921
Unbekannt
Robert Honoré
28.06.1909
Unbekannt
Charles Milicant
09.01.1923
Unbekannt
Marceau Wiliate / Marcel Wiliate
09.12.1925
Sin le Noble
Italien / Italy
Guiseppe Tescari
09.07.1923
Portogruaro
Verstorben vor 1945 / Died before 1945
Mario Piletta
05.05.1922
Asti
Litauen / Lithuania
Viktor Konopacki / Victor Konopacki
09.08.1899
Wilna
Niederlande / Netherlands
Nicolaus Bogaerts / Nicoulaus Bogaerts
18.02.1913
Deurne
Michel Beerbandt / Michael Beerbandt
19.04.1920
Unbekannt
Jan V. Hooren
19.05.1921
Unbekannt
Südosteuropa / South-East Europe
Alexi Nikolin
16.12.1917
Unbekannt
Nationalität Unbekannt / Nationality unknown
Léon Dalcq
17.08.1921
Unbekannt
Albert Deleu
03.09.1922
Unbekannt
Karel De Coninck
02.02.1923
Unbekannt
Albert Declercka
26.06.1915
Unbekannt
Francois De Decker
24.02.1923 [?]
Unbekannt