top of page

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Nationalsozialismus: die Anfänge 1929 - 1938

Die BVG wurde am 10. Dezember 1928 gegründet und begann seine Arbeit am 1. Januar 1929. Sie war der Zusammenschluss der vorherigen drei Berliner Nahverkehrsbetriebe: die städtische Straßenbahn-Betrieb-GmbH, welche seit 1923 die Berliner Straßenbahnunternehmen vereinigte, die Allgemeine Berliner Omnibus Aktien-Gesellschaft (Aboag) und die Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen. Die Stadt-, Ring- und Vorortbahn, die Vorläufer der S-Bahn, unterstanden bereits damals der Reichsbahn und waren unabhängig vom Berliner Nahverkehr. Für die Gründung der BVG war der Kommunalpolitiker Ernst Reuter (1889 – 1953) federführend verantwortlich [1]. Er wird als „Gründungsvater“ der Verkehrsbetriebe beschrieben [2]. Reuter war ein Sozialdemokrat und aus der SPD, welche in den Gründungsjahren maßgeblich den Betrieb mitgestaltete. Das Führungspersonal war dementsprechend ebenfalls Sozialdemokratisch geprägt. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und die politischen Zustände in den letzten Jahren der Weimarer Republik sorgten aber für verschiedene Probleme in der Firma. Kurz nach den verhängnisvollen Reichstagswahlen im Oktober 1932 kam es zu einem kommunistisch dominierten Arbeitskampf und es begann ein Streik am 3. November 1932. Mit harten Maßnahmen wurde dagegen vorgegangen, es gab Verhaftungen und Entlassungen. Am 7. November brach der Streik dann endgültig zusammen. Die Betriebsleitung kündigte daraufhin fast 3.000 Angestellten wegen der Beteiligung am Arbeitskampf. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 führte schließlich zu einer vollständigen Übernahme des Betriebs durch die Nationalsozialisten und Entlassung oder Deportierung politisch unzuverlässiger Angestellter. Am 1. Januar 1938 wurde die Firma in einen Eigenbetrieb der Stadt Berlin umgewandelt und die staatliche Kontrolle somit nochmal vertieft [3]. Die BVG wurde von einer kommunistisch-sozialdemokratisch geprägten Firma zu einem nationalsozialistischen Vorzeigebetrieb.

Zentrale Figur für die BVG im Nationalsozialismus war der „Stadtkommissar für das Verkehrswesen in Berlin“ Johannes Engel. Er wurde neuer Aufsichtsratschef und als Vertreter der Stadt der einzige Gesellschafter der Verkehrs-Aktiengesellschaft. Er brachte die Firma schnell unter die Kontrolle der Partei und hielt diese bis zum Kriegsende. In relevanten Positionen wurden parteitreue Nationalsozialisten, viele bereits vor der Machtergreifung in der NSDAP aktiv gewesen, eingestellt. Während Engel den Betrieb politisch unter Kontrolle brachte und strategische Personalentscheidungen durchführte, waren seine Getreuen Angestellten aktiv an der internen Umgestaltung des Betriebes beteiligt. Otto Fritz Ulmer erhielt 1939 den Vorstandsvorsitz und führte ab 1941 den Titel „Erster Direktor“. Er war der „Betriebsführer“ der BVG bis Kriegsende. Im Jahr 1938 wurde die Direktion durch dem Ingenieur Georg Heuer ergänzt. Ulmer und Heuer waren für die Kriegsvorbereitungen zuständig und organisierten federführend unter Engel den Zwangsarbeitereinsatz im Betrieb [4].

[1] Schützler, Heiko: „10 Dezember 1928: Die BVG wird gegründet“

[2] Dirks, Christian; Pache, Jörg; Beck, Thorsten: "Aus Rot wird Braun. Die BVG 1929 - 1945" S.20

[3] Der Name BVG wird heutzutage weiterhin als Abkürzung verwendet obwohl die Firma heutzutage "Berliner Verkehrsbetriebe" heißt. Die Abkürzung stammte aus dieser Gründungszeit, als die Firma noch "Berliner Verkehrsgesellschaft" hieß.

[4] Siehe Fußnoten 1 & 2.

Die Personalakten von Zwangsarbeiter*innen der Berliner Verkehrsbetrieben (BVG)

Insgesamt 782 Personalakten von sogenannten "Ostarbeitern", Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinen aus der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, der Berliner Verkehrsbetriebe konnten ermittelt werden. Aktuell arbeite ich an einem Buch darüber mit dem Titel "Im Fahrplan der Ausbeutung - Sowjetische Zwangsarbeiter bei der BVG 1942 - 1945. Einblicke in die Personalakten der Berliner Verkehrsbetriebe".

bottom of page